Es war ein Samstag Abend. Ich war zwei Tage über dem errechneten Geburtstermin. Mein Mann und ich beschlossen noch einmal gemütlich mit Freunden essen zu gehen. Die zwei Wochen davor hatte ich immer wieder Vorwehen. Allerdings nicht übermäßig stark. Dies konnte also alles oder nichts bedeuten. Als wir nach dem Essen zu Hause ankamen nahm ich ein Bad und ging anschließend zu den Nachbarn bei denen mein Mann schon am Fußball schauen war. Um halb zwölf lagen wir dann beide im Bett.! ! Um 1:30 wachte ich auf, wie die zahllosen Nächte zuvor und ging auf die Toilette. Als ich mich wieder ins Bett gelegt hatte ging ein Gluckern quer durch meinen Bauch. Dieses Gluckern endete mit – dem Blasensprung. Ich weckte meinen Mann und im Nu war klar: Ich war keine von den Frauen, die sich nicht sicher sind ob die Blase geplatzt sei oder nicht, denn das Fruchtwasser lief im Schwall heraus. Schnell eilte ich zurück auf die Toilette.! Kurz darauf rief ich die Bereitschaftsnummer des Geburtshauses an. Dort meldete sich die zuständige Hebamme. Als ich ihr von dem Blasensprung erzählte war ich zu Tränen gerührt und freute mich, dass es nun endlich losging.! Überzeugt, dass wir nun auf das „sich einstellen“der Wehen warten müssten, gingen wir wieder zu Bett. Die Wehen ließen allerdings nicht lange auf sich warten. Eine halbe Stunde später hatte ich regelmäßige Wehen. ! Ich entschloss mich ein Bad zunehmen. Bald wurden die Wehen so heftig, dass ich meinen Mann, der zwischenzeitlich wieder zu Bett gegangen war, weckte. Ich musste mich übergeben. Mein Mann stoppte die Zeit zwischen den Kontraktionen. Wir riefen ein weiteres Mal die Bereitschaftsnummer an. Die Hebamme ermutigte uns weiterhin die Wehen zuhause zu erleben, da sich bei Erstgebärenden die Wehen im Normalfall über einen längeren Zeitraum regelmäßig einspielen. Sie hatte mich über das Telefon über meinen Zustand befragt und war der Meinung wir hätten noch Zeit. ! Einige Wehen nach dem Telefonat, bat ich meinen Mann noch einmal bei der Hebamme anzurufen um ihr zu sagen, dass wir nun kommen würden. Inzwischen hatte ich ein mulmiges Gefühl. Ich wollte lieber untersucht werden und hatte außerdem Angst vor der Fahrt zum Geburtshaus – mit Wehen die bereits alle 5 Minuten kamen.! ! Im Geburtshaus angekommen, begrüßte uns die Hebamme. Wir besprachen kurz das weitere Vorgehen. Mein Mann holte die Taschen herein, bezog das Bett mit unserer Bettwäsche und kam dann zu uns. Ich hatte zu dem Zeitpunkt fast keine Wehenpausen mehr. Die Hebamme untersuchte mich und stellte dabei fest, dass mein Muttermund bereits 9 cm geöffnet war. Nur gut 3 Stunden nach dem Blasensprung. Das freute mich schon sehr!! Ich versuchte im Vierfüßlerstand die Wehen zu veratmen. Die Wehen zogen sich stark durch meinen Unterleib und ich verspürte einen Druck auf den Darm. ! Mein Mann unterstützte mich indem er mir eine Wärmflasche auf den Rücken hielt. Ich zitterte am ganzen Körper, mir war heiß und kalt zugleich.! Ich hatte mir in unseren Vorüberlegungen zur Geburt gut vorstellen können unsere Tochter in der Badewanne zu gebären. Dies war unser nächster Schritt. ! In der großzügigen Badewanne im Geburtshaus wechselte ich immer wieder die Position, da ich wusste, dass das Kind Unterstützung während seinem Weg durch mein Becken benötigte – je mehr ich mich bewegen würde, desto höher wäre die Chance für unsere Tochter sich gut ins Becken zu bewegen. In der Wanne verlängerten sich die Abstände zwischen den Wehen wieder. Ich konzentrierte mich während den Wehen „richtig“ zu rufen. Peinlich war mir das nicht, es tat gut, ein Ventil für den Schmerz zu finden und so durch die Wehen hindurch zu kommen. Für meinen Mann wie auch für mich war es eine neue Erfahrung mich so schreien zu hören. Die einzelnen Wehen waren für mich auf diese Weise allerdings sehr gut zu bearbeiten. Langes Ausatmen und tiefes Tönen. Eine gute Kombination, deren richtigen Einsatz ich zu schätzen lernte. ! Die Hebamme ermutigte mich nach dem Köpfchen unserer Tochter zu tasten. Zuerst war dies ein befremdlicher Gedanke, doch ich wollte mich darauf einlassen und so probierte ich es aus. Wow – dachte ich – ich habe unser Kind als erste am Köpfchen streicheln können. Sehr schön. Noch eindrücklicher und vor allem super motivierend war, den Kopf unserer Tochter unter einer Wehe zuberühren und zu spüren welchen Einfluss mein Schieben auf ihre Position hatte. Sie rutschte tatsächlich nach vorne. Also alle Kraft sammeln und noch mehr schieben! ! Bereits währenddessen und auch im Nachhinein muss ich sagen, dass ich die Wehen als sehr positiv und vor allem `durchlebbar` erlebt habe. Es war gut zu schaffen! Meine positive Einstellung zu den Wehen hatte mir sehr geholfen.! Nach 2,5 Stunden „arbeiten“ in der Wanne hatte ich das Gefühl, dass sich unsere Kleine nicht weiter durch das Becken bewegte. Ich wollte, dass sie endlich zur Welt kommt. Also motivierte uns die Hebamme mit unserer Tochter zu reden und sie auf die Welt einzuladen. Das tat mein Mann dann auch.! Kurz darauf riet mir die Hebamme zu einem Stellungswechsel – Ich solle doch mal auf die Toilette gehen, da mit einer leeren Blase das Kind manchmal auch weiter rutsche. Auf der Toilette angekommen war dann mir allerdings nicht mehr zum Wasser lassen zumute, denn schon kamen zwei starke Wehen und mit ihnen rutschte das Kind in den Scheideneingang.! So hatte ich für mich entdeckt, dass ich in der Hocke sehr effektiv pressen konnte. Deshalb wechselten wir dann von der Wanne auf den Geburtshocker. Jetzt war ich so motiviert ALLES zu geben! Ich presste mit aller Kraft, zwischendrin mit Cola und Traubenzucker aufgeputscht. Ich presste selbst ohne Wehen. Mein Mann saß hinter mir. Ich sollte mich jedoch zwischen den Wehen entspannen. Mit dem Spiegel sahen wir bereits den Kopf unserer Tochter. Jetzt entspannen? Unmöglich, und doch mit viel Willenskraft und Konzentration konnte ich den Schmerz veratmen und mich zu Entspannung zwingen. Ich lehnte mich an meinen Mann an und wartete auf die nächste Wehe. Unsere Tochter strampelte noch einmal als ob sie sich in meinem Bauch abdrücke und kam dann mit einer Wehe auf die Welt.! Emma Jael, 2880 g, 51cm – welch ein Geschenk und Wunder.! Wir sind sehr dankbar über diese tolle Geburt. Die Hebammen des Geburtshauses haben uns beigestanden ohne ständig einzugreifen, dennoch immer wieder ermutigt und einfach Sicherheit gegeben. Ich bin sehr erstaunt was eine Frau zu leisten imstande ist und wünsche jeder Frau die Gewissheit eine Geburt schaffen zu können!
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