Ich erwartete mein erstes Kind und mir war schon immer klar, dass ich außerklinisch entbinden will und so meldeten wir uns für eine Geburtshaus-Geburt im Geburtshaus Stuttgart-Mitte an. 7 Tage vor dem errechneten Termin nachts um 3 Uhr bin ich von einem nassen Gefühl aufgewacht und mir war sofort klar- ich hab einen Blasensprung. Ich bin auf Toilette und hab mich entschieden, meinem Mann Bescheid zu geben. Vor lauter Aufregung konnten wir erst mal nicht mehr schlafen, sind aber doch nochmal weggedöst. Wir haben nach dem Ausschlafen gemütlich zusammen gefrühstückt, ich habe geduscht und danach haben wir der Hebamme Ruth Bescheid gegeben, dass ich einen vorzeitigen Blasensprung ohne Wehen habe. Wir haben erst einmal den gerade fertig gewordenen Wickeltisch eingeräumt und den Baby-Autositz mit den gewaschenen Sachen bezogen. Ruth kam mittags vorbei und hat mir alle möglichen Sachen (Eisenkrauttee, Pulver, Uterus-Öl, Tabletten) dagelassen, nach meinem Kind getastet und Herztöne gehört. Bei den Leopold Handgriffen kam raus, dass mein Kind wohl eine Hand am Kopf hält und sie hat mir gesagt, ich solle meinem Kind sagen, dass es seine Hand wieder in Bauchraum strecken soll, damit es genügend Platz hat. Wahnsinn, was sie alles tasten kann. Da hab ich mich gleich sicher und gut aufgehoben gefühlt. Eine Entspannung folgte danach- das hat mir sehr gut getan, denn ich hab danach eine ganze Stunde tief geschlafen- und sie hat gesagt, sie komme abends nochmal vorbei, um nach uns zu schauen. Sie hat mir halt auch nochmal klar gemacht, dass wenn sich bis nachts um 3 Uhr keine Wehen einstellen, ich morgens in die Klinik muss. Dieser Gedanke hat mich gestresst und begleitete mich den ganzen Sonntagnachmittag. Wir haben also den Sonntag damit verbracht, irgendwie Wehen herzuzaubern, waren lange Zeit spazieren und haben alle Kräuterchen nacheinander ausprobiert, so wie sie es uns gesagt hatte. Abends gegen 18 Uhr tat sich endlich mal mehr und ich hatte alle 10 Minuten eine kräftige Wehe, die sich da schon nur schwer im Sitzen aushalten lies. Meine Schwester kam noch und hat uns eine Suppe vorbei gebracht und uns ein wenig abgelenkt. Gegen 20 Uhr kam Ruth nochmals und ich war im Stehen am Wehen veratmen und hoffte sehr, dass diese nicht mehr weggehen würden. Ruth meinte, sie lege sich mal schnell Zuhause schlafen, denn wir würden sie bestimmt bald wieder anrufen. Und dann kam auch schon die Suppe wieder raus. Mein Mann verwandelte unsere Wohnung in eine gemütliche Wehen-Verarbeitungs-Wohlfühl-Oase. Machte überall Dämmerlicht an, damit das Oxytocin schön arbeiten konnte, so wie wir es im Kurs bei Lena E. gelernt haben und räumte die Sachen aus dem Weg, damit ich ungestört umhertigern konnte. Das war echt gut! Ja und so kamen die Wehen daraufhin schön regelmäßig und kräftig und ich konnte keine Sekunde liegen oder sitzen, denn die Wehen, die danach folgten, waren unerträglich. Also verbrachte ich die ganze Zeit im Stehen und hängte mich an unsere Garderobenstange und an meinen Mann, der mich prima unterstützte und jede Wehe mit mir aushielt. Gegen 23 Uhr wurden die Wehen fast unerträglich und ich sagte, an der Garderobenstange hängend zu ihm, dass ich es bald nicht mehr aushalten könne. Denn es kam eine nach der anderen und ich hatte starke Schmerzen vorne am Schambein, auch in den Pausen. Und da ich keine Badewanne habe, hab ich entschieden es in der Dusche zu versuchen, mich also in den Pausen immer warm zu duschen und die Wehe dann nass hängend an meinem Mann zu verschaffen- der arme. Ich hab dann versucht, selbst nach dem Muttermund zu tasten und es hat natürlich nicht geklappt, was mich sehr geärgert hat. Ohne Wehen in der Schwangerschaft hab ich es noch extra versucht und es ging gut und dann, als es wichtig wurde, gings nicht. Eine Stunde später hat mein Mann entschieden, Ruth anzurufen, weil ich sagte, ich kann nicht mehr und zu ihm gesagt habe, wenn sie mir nun nach der Untersuchung sagt, dass der Muttermund erst 2 cm offen ist, dass ich dann eine PDA in der Klinik brauche. Ruth meinte am Telefon, wir sollen uns eine halbe Stunde Zeit lassen, damit sie alles im Geburtshaus vorbereiten kann- ich dachte erst, „was noch ne halbe Stunde warten?!“ Aber bis wir mal die Treppen unten waren und im Auto saßen, verging doch eine Dreiviertelstunde. Das Treppenhaus runter hab ich zum Glück ohne Wehe geschafft, sonst wäre das ganze Haus aufgewacht. Die nächste kam gleich draußen am Geländer, wo ich in der Schwangerschaft schon einmal in den Busch gespukt habe. Die nächste gleich wieder am Auto- zum Glück hat das eine Dachreling, an der man sich prima festklammern kann. Und dann hab ich mich reingesetzt, mein Mann meinte noch, ich soll mich bitte anschnallen- „haha hab ich gesagt, das ist jetzt nicht Dein Ernst“. Wir fuhren los und er meinte dann immer lieb zu mir, ich soll doch gut schnaufen, und als ich ihm dann erklärt habe, dass das nicht mehr geht und ich nur noch laut sein kann, weil ich das Gefühl habe Presswehen zu haben, hat er dann auf die Tube gedrückt. An den Blitzersäulen in der Stadt hab ich noch „Achtung Blitzer“ gerufen, denn sonst wäre er voll reingefahren, mit bestimmt 70 km/h. Am Geburtshaus angekommen, so um 1 Uhr, kam eine Wehe nach der anderen und ich hab Ruth gesagt, dass da irgendwas nicht stimmt, weil es so sehr vorne wehtat, ohne Pause. Das Geburtshaus war wohlig warm, Ruth hatte eine gemütliche Atmosphäre geschaffen, überall Kerzen angemacht und man fühlte sich gleich sehr wohl dort. Sie hat mich einige Wehen lang beobachtet und gefragt, ob ich in die Wanne will- da hab ich sofort Ja gesagt, weil ich nicht mehr wusste, was sonst noch helfen würde. Danach hat sie mich untersucht und siehe da – der Muttermund war schon vollständig eröffnet, nur hatte sich das Köpfchen noch nicht richtig reingedreht. Also haben wir ein paar Wehen Hirtenstand am Wickeltisch (immer ein Bein abwechselnd höher als das andere stellen) gemacht und ich bin ich mit großen Storchenschritten in die Wanne, erstmal in die linke Seitenlage. Und die Wanne mit dem warmen Wasser war meine Rettung. Ein Glück, dass ich so eine kompetente Hebamme hatte, die jederzeit wusste, was sie tut und in jedem Moment das richtige parat hatte. Das gab uns viel Sicherheit. Nach 20 Minuten hatte ich ein ordentliches Druckgefühl und Ruth meinte, der Kopf kommt gut tiefer. Und so verbrachte ich dann die 2 Stunden Austreibungsperiode liegend und halbsitzend in der Wanne, mit kräftigen Wehen alle 4 Minuten (oder sogar länger), die ausreichten um meine Kleine zu gebären. Super- ganz ohne Stress! Die zweite Hebamme Jessica, bei der ich in der Vorsorge war, kam ca. eine Stunde vor der Geburt dazu. Die letzten Wehen verbrachte ich in der tiefen Hocke und nahm den Kopf selbst in Empfang. Dann hab ich mich wieder zurückgesetzt und es dauerte eine ganze Weile, bis sich die letzte Wehe anbahnte. Trotz gut zureden und Uterusöl und Wehe anreiben etc.. Sodass die Geburtshaushebammen auch schon auf die Uhr schauten und überlegten, was wir noch machen könnten. Nervös wurde jedoch niemand. Nunja, die ersehnte letzte Wehe kam und Ruth übernahm die Schultergeburt. 03:40 Uhr wurde sie ins Wasser hinein geboren. Ich hob unsere quietschfidele, rosige Tochter aus dem warmen Wasser und sie guckte uns gleich interessiert mit ihren großen Kulleraugen an, runzelte die Stirn und machte ihren ersten Schrei. Wir wussten ja zuvor nicht, ob Junge oder Mädchen und ich schaute gleich nach. Die Plazenta fiel mit einer kräftigen Nachwehe und etwas Mitschieben beim Heraussteigen aus der Wanne in die vorbereitete Schale. Danach kuschelten wir zu dritt lange Zeit im großen, gemütlichen Bett, ich legte sie das erste Mal zum Trinken an, bis dann mein Mann unsere Tochter abnabeln durfte und daraufhin die U1 gemacht wurde. 3440g, 51cm und 35cm. Das Nähen nach der Geburt folgte dann noch und nach nur 6 Stunden im Geburtshaus sind wir morgens um 7 Uhr überglücklich, erschöpft und sehr zufrieden zu dritt Zuhause angekommen. Vielen Dank nochmals für die kompetente Betreuung während der Schwangerschaft und bei der Geburt. Ich bin sehr dankbar, dass ich so in Ruhe und selbstbestimmt gebären durfte und alles so wunderbar geklappt hat! Ich hoffe, Euch und das Geburtshaus wird es noch lange Zeit geben!

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