…. wird uns wohl immer als einer der schönsten und dankbarsten Erfahrungen in unserem Leben bleiben.
Es war der 4. Tag nach dem errechneten Geburtstermin. Für die Geburt im Geburtshaus war alles fertig gepackt und vorbereitet. Der zweite Weihnachtsfeiertag war vorüber und so langsam wurden wir auch etwas ungeduldig und fragten uns, wann unser Kindlein sich wohl auf seine Reise zu uns machen würde. Nachts hatte ich (wie die vielen Nächte auch davor schon) starke Rückenschmerzen. Ich spürte, dass sich da jemand bald bereit machte. Ab 4 Uhr nachts konnte ich nicht mehr schlafen und war sehr aufgeregt. Ich spürte aus einer tiefen Intuition heraus, dass unser Kind heute zur Welt kommt. Daraufhin bemerkte ich auch meinen Blasensprung.
Mein Freund informierte unsere Hebamme Ruth über die Rufbereitschaftsnummer und eine Stunde später kam sie zu uns nach Hause, um nach uns zu schauen. Wir machten es uns derweil nett, stießen mit „Très jus“ an und probierten unser neues Gesellschaftsspiel aus. Nach und nach nahmen die Wehen zu, aber wir begrüßten sie mit voller Freude, da jede Wehe uns einen Schritt näher zu unserem Kind brachte.
Um neun Uhr früh besuchte uns Ruth und war mit meinem und dem Befinden des Kindes super zufrieden. Sie informierte uns, dass das Geburtshaus gerade belegt war, aber wir ruhig noch ein wenig zu Hause bleiben könnten und uns sonst auch das Ausweichzimmer zur Verfügung stünde.
Nach dem Besuch gingen wir spazieren. Es kam uns damals sehr surreal vor an den anderen Spaziergängern vorbeizugehen und alle 5 Minuten für eine Wehe anzuhalten. Danach nahm ich noch ein schönes Lavendel-Bad zur Entspannung.
Wir veratmeten zusammen im Wohnzimmer Wehe um Wehe und versuchten alles aus dem Vorbereitungskurs umzusetzen. Es lief schöne Musik, Kerzen leuchteten und Duftlampen brannten. Mein Freund informierte um ein Uhr nachmittags die Hebamme, dass die Wehen stärker wurden und wir überlegten, ob wir nicht doch daheimbleiben wöllten. Immerhin war es sehr kalt und es regnete. Eine Stunde später entschieden wir uns dafür unser Kind zu Hause zu begrüßen. Wir fühlten uns sehr wohl und sicher zu Hause und ich konnte mir aufgrund der starken Wehentätigkeit auch nicht mehr vorstellen ins Geburtshaus zu fahren.
Halb vier traf Ruth wieder bei uns ein und bereitete alles vor und bestärkt uns einfach so weiter zu machen wie bisher. Es war so toll wie sie sofort spürte, dass es uns mehr half, wenn sie uns einfach machen ließ.
Die Wehen wurden immer stärker und ich veratmete nun jede Wehe sehr tonhaft. Zum Glück waren wir nicht die ersten im Haus mit einer Hausgeburt. Die Schmerzen halfen mir mich intuitiv zu bewegen, um die Geburt voranzubringen. Im Vier-Füßler-Stand ging ich fast direkt für die Presswehen in die Hocke. Die zweite Hebamme Kathrin wurde informiert und traf eine Stunde später bei uns ein. Ich fühlte immer wieder nach dem Köpfchen und das motivierte mich noch einmal mehr.
Kurz vor 5 Uhr nachmittags wurde das Köpfchen mit einem Schwall Fruchtwasser geboren und mit einer weiteren Wehe kam unser Kindlein in unserem Wohnzimmer auf die Welt. Wir bestaunten unser kleines Wunder und fanden mit einem Blick heraus, dass wir eine Tochter haben, die sich lauthals beschwerte. Zehn Minuten später wurde die Plazenta mit einer Wehe geboren und die Hebammen halfen mir und dem Baby ins Schlafzimmer. Dort stellten sie eine Kerze zu uns und ließen und einen Moment in Dreisamkeit. Nach einigen Versuchen trank die Kleine auch direkt an der Brust und bestaunte auch uns mit großen, wachen Augen. Nachdem die Nabelschnur nach einer Stunde auspulsiert war, durchtrennte mein Freund die Nabelschnur. Ich hatte keine Verletzungen und unsere kleine Marla war rosig, trank und war total gesund. Die Hebammen räumten alles auf und halfen mir noch mich zu duschen. Halb acht abends waren wir zu dritt und die Hebammen verabschiedeten sich. Morgen in der Früh würde uns Kathrin zum ersten Wochenbett-Tag besuchen und nach uns schauen.
Ich bin heute immer noch so froh, dass wir uns so spontan für eine Hausgeburt entschieden haben und das Vertrauen zueinander und in unser Kind hatten.
Wir fühlen uns nach der Schwangerschaft und der Geburt den Frauen im Geburtshaus zu tiefst verbunden. Sie haben stets vertrauensvoll, ehrlich und kompetent unsere Selbstbestimmtheit während der Schwangerschaft und der Geburt gestärkt. Dank dieser Unterstützung haben wir vor, während und nach der Geburt immer das Gefühl gehabt, dass wir aus unserer eigenen Kraft und mit viel Freude unser Kind empfangen können. Deshalb möchten wir uns auch noch einmal auf diesem Wege ganz herzlich bei den Hebammen im Geburtshaus für ihr Feingefühl, ihre Kraft und ihr Vertrauen bedanken.
Marla (*27.12.2017), Axel und Sarah
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