Die Entscheidung einer Hausgeburt unserer zweitgeborenen Tochter habe ich beim Geburtsvorbereitungskurs für Paare mit Monika in der Schwangerschaft unserem Erstgeborenen getroffen. Meine erste Schwangerschaft war eine „Risikoschwangerschaft“, wie man mir glauben machen wollte, weil ich einen gut eingestellten und nicht insulinpflichtigen Schwangerschaftsdiabetes hatte. Daher solle ich auf keinen Fall übertragen und 4-wöchentlich zum Ultraschall kommen, hieß es damals. Schon damals ermutigten uns die Hebammen zum aktiven und natürlichen Gebären. Für eine außerklinische Geburt war es dann aber schon zu spät und dem Druck der Ärzte hätte ich vermutlich auch nicht standgehalten. „Aber wenn ich nochmals ein Kind in Stuttgart bekomme, dann möchte ich mit den Hebammen vom Geburtshaus gebären.“, habe ich mir damals gesagt. Unser Junge kam kerngesund und auf natürlichem Wege 5 Tage nach dem errechneten Termin auf die Welt. Er hat sich seinen Geburtstag selbst ausgewählt, jedoch hat es uns sehr viel Kraft gekostet, uns auf eigenes Risiko wieder aus der Klinik zu entlassen, statt eingeleitet zu werden. Die amubulante Geburt in der Filderklinik war bewegend, anstrengend und von Höhen und Tiefen geprägt, und wir waren insgesamt zufrieden und glücklich.

Zu Beginn der zweiten Schwangerschaft waren mir drei Dinge klar, die meine Entscheidung für eine Hausgeburt stützten: 1. Ich möchte eine unbeschwerte Schwangerschaft, in der ich, sollte wieder ein Schwangerschaftsdiabetes auftauchen, nicht als Risikoschwangere behandelt werden. 2. Ich möchte in meinem Rhythmus gebären, mich voll auf das „WIR“ mit dem Kind einlassen und die Zweisamkeit als Paar beim Gebären genießen. 3. Ich möchte nach der Geburt einfach nur in meinem Bett mit meiner Familie kuscheln und nirgends mehr hinmüssen.

Die Begleitung in der Schwangerschaft durch die Hebammen war wunderbar sanft, unbeschwert und persönlich. Gleich zu Beginn konnte ich zu einer Frauenärztin wechseln, die meinen Wunsch nach einer außerklinischen Geburt, einem Verzicht auf pränataler Diagnostik und einem Verbleib bei den drei Regelultraschallen respektierte und einfühlsam begleitete. Mit Monikas Kurs in „geburtsvorbereitender Hypnose“ habe ich wertvolle Techniken bekommen, in meine Geburtstrance zu gehen und so ganz in meinen und den Rhythmus meiner Tochter zu kommen beim Gebären. Am meisten hat mich mein Mann beeindruckt, der anfänglich sorgenvoll-skeptisch gegenüber einer Hausgeburt war und nun ein voller Befürworter ist. „Die Hebammen haben sich alle die Zeit genommen uns zu Hause als Familie kennen zu lernen. In jedem Gespräch wurde mir deutlich, dass die Hebammen nicht umsonst als weise Frauen bezeichnet werden. Ich fühle mich so ernst genommen und sicher.“, waren seine Worte am Ende der Schwangerschaft.

Zwei Tage nach dem errechneten Termin war ein Wetterumschwung des Hitzerekords angesagt. Meine Eltern standen zur Kinderbetreuung bereits in den Startlöchern. In der Nacht merkte ich, dass die Wehen, die es schon eine ganze Woche lang nachts gab, stärker und regelmäßiger wurden. Gegen 2.00 Uhr kam unser Sohn zu uns ins Bett und schlief da weiter. Ich kam gut in meine Trance, so dass ich die Wehen leise veratmen und die Männer schlafen lassen konnte. Gegen 4.30 Uhr wurden die Wehen stärker und mein Mann ist aufgewacht. Nun wollten wir gemeinsam alles für die Hausgeburt vorbereiten. Um kurz nach 6.00 Uhr haben wir meine Eltern geweckt, die unseren Großen, nachdem er um 7.00 Uhr ausgeschlafen war und ein Frühstück bekommen hat, zum Spielen mitgenommen hatten. Er durfte mir nochmals „Tschüß“ sagen und sich versichern, dass alles in Ordnung ist und wir jetzt das Baby bekommen. Ich habe in der Zeit bei Kerzenschein in der Morgenstimmung in der Badewanne gelegen und meine Wehen kommen und gehen lassen. Um 7.15 Uhr haben wir Ruth angerufen und ihr die Situation geschildert. Die schönste und angenehmste Zeit mit den Wehen kam kurz danach, als mein Mann und ich im Schlafzimmer gemeinsam mit den Wehen gearbeitet haben, ich in meine Trance gehen konnte, wir im Sekundenschlaf erholen und eine von den Entspannungstechniken der Hebammen anwenden konnten (die Polarity-Behandlung). Ich habe in der Zeit viel Kraft schöpfen können.

Als Ruth um ca. 8.30 Uhr bei uns ankam, hatte ich zunächst die Befürchtung, dass wir erst ganz am Anfang wären und mir bald die Kraft ausginge. Als sie mir 4-5 cm offenen Muttermund bestätigte war ich fast außer mir vor Freude. In der nächsten Stunde war der Muttermund schon fast ganz offen und die Fruchtblase ging in der Wanne auf. Es folgte eine sehr heftige und intensive Übergangsphase, in der ich so froh war, dass ich mich bewegen konnte und durfte, wie ich wollte und nicht vom ständigen CTG oder anderen Gerätschaften verfolgt wurde. Ich war die ganze Zeit in gutem Kontakt mit unserer Tochter, hab sie gespürt und mit ihr gesprochen und auch den anderen berichtet, wenn sie gestrampelt hat. Ich wusste also intuitiv, dass es ihr gut ging. In dieser Verbundenheit und mit der großen Willensstärke unserer Tochter haben wir auch die schwierige Übergangsphase gemeistert und uns gefreut, dass sie um ca. 12.00 Uhr den Weg in mein Becken gefunden hatte. Mittlerweile war Adaya zu uns gekommen und wir haben das letzte Stück in Gemeinschaftsarbeit beschritten. Schön langsam rutschte das Baby durch mein Becken und verlangte mir sehr viel Kraft ab beim Pressen. Wir konnten aber in unserem Tempo weitermachen, so dass hinterher kaum Geburtsverletzungen entstanden. Ruth musste beim allerletzten Pressen Annemaries Schultern greifen, so dass mein Mann sie leider doch nicht auffangen konnte. So kam um 12.37 Uhr zwischen Bad und Bett ein kerngesundes, rosiges, 4310g! schweres und kräftiges Mädel auf die Welt. Bis zum Schluss war mir nicht klar, dass sie so schwer werden würde, und dafür bin ich sehr dankbar. Sicherlich hätte man mir andernfalls zum Kaiserschnitt geraten.

Nun konnten wir uns einfach auf unser Bett legen, in dem Wissen, dass wir von dort nicht mehr aufstehen müssen, bis wir es wollen. Nachdem auch die Plazenta geboren war, gaben uns Ruth und Adaya viel Zeit zum Kuscheln und Kennenlernen mit unserer Tochter, während sie aufräumten und alle Formalia erledigten. Die Atmosphäre war so schön und dicht. Auch mit dem Abnabeln ließen wir uns Zeit bis zum Abend. Um ca. 18.00 Uhr kam dann unser Sohn dazu und begrüßte sein „Dede“ (für Baby) freudestrahlend. Die Freude der beiden aneinander hält bis heute an. Auch die Bonding-Phase hielt noch eine ganze Woche an, denn unsere Tochter musste, da es warm war, keine Klamotten tragen, bis der Nabel abging und konnte so immer im Hautkontakt mit einem von uns bleiben.

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