Nach unserer tollen Erfahrung bei der Geburt unserer ersten Tochter im Juli 2013 planen wir von Anfang an wieder eine Hausgeburt. Seit Juli 2015 begleitet uns Monika durch die Schwangerschaft.
An einem Samstagmorgen Ende Januar ist es endlich soweit: nach langem Warten (ET+13!) kündigen sich am späten Vormittag die ersten richtigen Wehen an. Passenderweise lasse ich mir gerade ein Bad ein. Dieses Gefühl kenne ich vom letzten mal! Endlich, ich freue mich so, dass es jetzt losgeht. Die letzten Tage hat Monika mir mit Tees, Feuerübungen und Wohlfühl-Behandlungen Mut gemacht und sehr geholfen. Mein Mann reagiert erst mal entspannt, nachdem es einige Fehlalarme gab. Aber ich weiß genau: es geht jetzt richtig los! Das Bad tut gut, die Wehen werden deutlicher. Um halb 3 kommt Monika sowieso zur Vorsorge, und sie freut sich auch, dass es jetzt los geht. Die Einleitung mit Wehencocktail stand ja schon im Raum, und zwei Tage später hätte ich ins KH müssen. Nachdem ich noch keine regelmäßigen Wehen habe, der Bauch beim Untersuchen noch weich ist, und ich mich auch noch gut ablenken lasse, geht Monika um halb 4 wieder und sagt, ich soll mich jederzeit melden.
Wir fangen an, alles vorzubereiten, machen die Rollläden runter, Musik an, bringen unsere ältere Tochter zu meiner Familie (im selben Haus 1 Stockwerk tiefer). Jetzt kann ich mich voll auf die losgehende Geburt konzentrieren. Letztes mal bin ich viel mehr durch die Wohnung gelaufen, diesmal will ich das Schlafzimmer gar nicht mehr verlassen. Die Wehen werden sehr schnell ziemlich stark und regelmäßig und ich merke, dass es gut vorwärts geht. Mein Mann versteht erst jetzt, wie weit ich und das Kind schon sind und dass ich ihn jetzt bei mir brauche. Ziemlich schnell will ich nur noch im Bett auf der Seite liegen, und ich mache die Atemübung aus dem tollen Atemkurs („Mit der Kraft des Atems“), die wir gelernt haben, um den Pressdrang zu unterdrücken. Schnell rufen wir Monika an und sie kommt sofort. Um kurz nach halb 5 ist sie da, Sie untersucht mich und der Muttermund ist komplett offen. Wow! Sie schickt meinen Mann zu ihrem Auto, um ihren Koffer zu holen, und ruft die 2. Hebamme dazu. Hoppla, das geht mir alles bisschen zu schnell, aber ich freue mich auch, dass es so zügig vorangeht. Ich kann die Wehen gut veratmen, töne dabei laut, wie beim letzten mal. Zwischen den Wehen bin ich zwar voll da und ansprechbar, aber Schmerzen habe ich keine, ich schaffe es noch, gut in eine Rhythmus hinein zu kommen. Lena kommt um kurz vor 5 als zweite Hebamme dazu. Ich liege weiter auf der Seite im Bett, mein Mann liegt vor mir und hält bei den Wehen meine Hände. Monika legt ihre Hand auf meinen Po und schüttelt immer mit, das tut gut und hilft noch, mich unten ganz zu öffnen. Ich traue mich noch nicht, dem Druck nachzugeben, obwohl Monika mich ermuntert. Sie schlägt vor, nochmal die Position zu wechseln. Erst will ich auf der Seite liegen bleiben, weil nich mich einfach gar nicht bewegen will. Ich merke aber, dass es mir helfen würde, also schaffe ich es nach etwa 20 Minuten doch. In die Hocke will ich diesmal nicht, also knie ich auf dem Bett hinter meinem Mann, der vor mir auf der Bettkante sitzt, und umfasse seinen Oberkörper mit den Armen. So kann ich mich in den Pausen auf ihm abstützen. Das „Geschehen“ ist jetzt hinter mir und voll in Monikas Händen, das hilft mir, Mut zu finden. Jetzt schiebe ich bei den Wehen mit und die Presswehen werden richtig stark – mein armer Mann, das Tönen geht jetzt eher in Schreie über, und er bekommt diese direkt ins Ohr. Monika erinnert mich daran, tiefe Töne zu machen. Immer noch bin ich in den Wehenpausen voll da und ansprechbar und rede mir selbst gut zu: „Gell, ich mache das gut, oder?“ Wie beim letzten mal sage ich irgendwann, dass ich nicht mehr kann, will aber nur hören, dass ich es super mache und weiter so. Die Hebammen sind einfach spitze und ich fühle mich so toll begleitet und unterstützt, und gar nicht allein. Dann traue ich mich wieder richtig zu schieben und bin überwältigt von der Kraft. Ich spüre richtig, dass sich das Baby raus bewegt. Dann verlässt mich nochmal der Mut und ich finde die nächsten zwei Wehen zu schwach um mit zu schieben. Ich spüre, wie der Kopf nochmal zurück rutscht. Monika redet mir wieder gut zu und ich traue mich endlich richtig. Leider bin ich so bei Sinnen, dass ich diesmal spüre, wie ich reiße, kein wirklich schönes Gefühl. Aber ich spüre, wie der Kopf fast draußen ist und Monika versichert mir auf meine besorgte Frage hin, dass ich das Köpfchen nicht zerdrücken kann. Also bei der nächsten Wehe nochmal richtig mit schieben und dann ist der Kopf geboren! Ich bin so stolz und erleichtert, jetzt schon – ich weiß, das schwerste ist geschafft. Wie beim letzten mal finde ich es ein komisches Gefühl, auf die nächste Wehe zu warten, um den Rest unseres Babys zu gebären. Dann ist es geschafft und unsere zweite kleine Tochter ist um viertel vor 6 auf der Welt! Sie schreit kräftig, und liegt rosig und mit einem Kopf voller schwarzer Haare auf unserem Bett! Ich bin so überwältigt, ein wirklich unbeschreibliches Gefühl. Wir legen uns hin und bekommen unsere kleine Tochter auf den Bauch gelegt, in warme Handtücher gewickelt. Nach ein paar Nachwehen kommt auch die Plazenta. Lena geht schnell zu meiner Familie unten und überbringt die freudige Nachricht. Wir liegen stolz und glücklich mit unserer Tochter zusammen.
Nach einer Weile untersuchen mich Monika und Lena und nähen die Risse. Ich fühle mich wieder so professionell und liebevoll versorgt, einfach spitze. Lena geht und wünscht uns alles Gute. Nach einem kleinen Snack hilft mir Monika beim duschen und wäscht mit meinem Mann ein bisschen das Baby, bevor sie es anziehen. Es hat schon die Brust gefunden und nuckelt fleißig. Monika erklärt uns alles, was wir wissen müssen, und wir besprechen, wann sie morgen kommt. Außerdem können wir jederzeit anrufen, wenn etwas ist oder wir Fragen haben. Um halb 9 begleitet mein Mann Monika zum Auto und bringt auf dem Weg zurück meine Familie mit hoch. Ich lege unsere Tochter aufs Bett, so dass ihre große Schwester sie zum ersten mal richtig und ganz alleine sehen kann. Ein weiterer überwältigender Moment! Bei so einem tollen Start uns Leben kann es ja nur genau so toll weiter gehen!
Die Vorsorgen, vor allem während der letzten Wochen und ganz besonders die Betreuung in den Tagen nach ET waren unbezahlbar und eine immense Unterstützung und Hilfe. Mehr als dieses Rundum-Paket kann man sich als schwangere Frau nicht wünschen! Monikas Ratschläge und Hilfe bei konkreten Dingen wie Eisenmangel, aber auch bei generellen Dingen wie Frust, Unsicherheit, Sorgen waren einfach toll. Im KH hätte unsere Tochter bestimmt nicht so lange Zeit gehabt, die Geburt wäre sicherlich Tage vorher eingeleitet worden. Ich bin sehr froh, wieder eine außerklinische Geburt gemacht zu haben. Vielen Dank an alle Hebammen im Geburtshaus!
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