Als wir von meiner Schwangerschaft erfuhren, war sofort klar, auch unser 2. Kind sollte im Geburtshaus in Stuttgart zur Welt kommen. Durch die schönen Erfahrungen, die tolle Betreuung und das prägende Geburtserlebnis bei der Geburt unserer 1. Tochter im Geburtshaus freuten wir uns, in die vertraute Umgebung zurückkehren zu können.
So hatte ich auch vor der Geburt selbst auch keine Angst, sondern verspürte viel mehr eine wachsende Vorfreude auf unser 2. Kind und den Tag, an dem es das Licht der Welt erblicken würde. Der errechnete Geburtstermin war der 21.09.09, ein Montag. Da unsere Große 6 Tage nach dem ET zur Welt kam, hatte ich mich darauf eingestellt, dass es auch dies Mal wieder etwas später werden könnte. Doch am Samstagabend, 2 Tage vor ET, bekam ich dann erstmals leichte, aber regelmäßige Wehen. Ich wusste von der ersten Geburt, dass es trotzdem noch dauern könnte und es noch längst keine Geburtswehen waren, aber meine Ungeduld, wann es nun endlich soweit wäre, wuchs ab diesem Moment ins Unermessliche. Bis ca. 2.00 Uhr nachts hielt die Wehentätigkeit an, dann war alles wieder ruhig. Auch am nächsten Tag und in der nächsten Nacht bekam ich immer wieder Wehen, die jedoch auch immer wieder verschwanden. Als ich dann am Montag, dem 21.09.09, aufstand, war alles ganz ruhig. Keine Wehe und die große Frage: Wann geht es denn nun endlich richtig los? Durch das Warten war meine Ungeduld kaum noch zu ertragen und der Wunsch endlich mein 2.Kind im Arm zu halten riesig. Deshalb rief ich nach dem Frühstück meine betreuende Hebamme an, um mir ein paar Tipps zu holen, was ich tun könnte, um wieder ruhiger und entspannter zu werden. Schon das Telefonat tat mir gut und nach der Einnahme eines homöopathischen Mittels, das sie mir empfohlen hatte, wurde ich wirklich wieder etwas ruhiger und gelassener.
So entschlossen wir uns dann auch, am Nachmittag zum Kindergeburtstag von Freunden zu gehen. Gerade als wir gegen 15.00 Uhr aufbrachen, um dort hin zu fahren, spürte ich, wie die Wehen wiederkamen. Diesmal jedoch in längeren Abständen, dafür aber schon um einiges stärker als die Male zuvor. Trotzdem machten wir uns auf den Weg zum Geburtstag im Nachbarort. Im Laufe des Nachmittags wurden die Wehenabstände dann immer kürzer und die Wehen heftiger. Ich merkte, dass ich mich während der Wehe bereits darauf konzentrieren musste, bewusst zu atmen. Trotzdem war es schön, die Zeit noch im Kreise unsere Freunde zu verbringen und natürlich beschäftigt nun fast alle: Wann geht es denn nun richtig los? Gegen 18.00Uhr, mein Mann und unsere Tochter hatten noch schnell etwas zu Abend gegessen, wurde der Wunsch von mir immer stärker, uns langsam auf den Nachhauseweg zu machen. Zu Hause angekommen, hätte ich noch gerne die Große ins Bett gebracht, um dann mit ruhigem Gewissen dem entgegen zu blicken, was kommen würde. Aber daraus wurde nichts mehr. Um 18.30 Uhr platzte mir während einer Wehe die Fruchtblase.
Aus der Erfahrung heraus wusste ich, dass wir jetzt nicht mehr länger warten durften. Mein Mann rief die diensthabende Hebamme an und ich freute mich, denn es war Ruth, meine betreuende Hebamme. Also gut, nun konnte einer Geburt im Geburtshaus ja (fast) nichts mehr im Wege stehen. Die 40-minütige Fahrt verlief gut und ich veratmete die immer stärker werdenden Wehen. Ich hoffte nur, dass wir rechtzeitig im Geburtshaus ankommen würden, denn ich spürte, wie das Kind nach unten drückte.
Um 19.30hr erreichten wir dann das Geburtshaus und Ruth hatte bereits alles vorbereitet. Es war für mich, als würde ich „nach Hause“ kommen. Doch schnell wurde das Gefühl der Geborgen- und Vertrautheit durch die nächste Wehe unterbrochen. Heftig und stark kamen nun die Wehen im 3-Minuten-Takt und ich hatte das Gefühl, es nicht zu schaffen. Ich fühlte mich müde und kraftlos, da der Druck nach unten immer stärker wurde. Gleichzeitig spürte ich aber auch, dass das Kind noch nicht richtig in Startposition lag. Ruth bestätigte dies und erklärte mir, in welcher Position sich das Kind optimaler ins Becken drehen könnte. Leichter gesagt als getan. Ich kam mir vor wie beim Turnunterricht, nur war es sehr viel schwieriger, die Position auch während der Wehe einzuhalten. Doch tatsächlich zeigten die Strapazen bereits nach wenigen Wehen Wirkung und ich fühlte, wie sich unsere Kleine tiefer ins Becken schob. Jetzt kamen auch meine Kraft und der Mut wieder zurück, es schaffen zu können. Ich veränderte nochmals meine Position und setzte mich vor meinen Mann, der auf dem Pezziball saß, auf den Boden. Gegen ihn gelehnt konnte ich nun die Wehen gut veratmen und aushalten und mit jeder Wehe fühlte ich, wie unser Kind tiefer rutschte. Ruth untersuchte mich zwischen den Wehen nochmals und meinte, dass der Muttermund bereits bis auf einen kleinen Saum geöffnet sei, ich aber noch nicht pressen sollte. Puh, nicht pressen. 2 Wehen lang unterdrückte ich den Pressdrang durch gezieltes Atmen, dann hatte ich keine Lust mehr, noch länger zu warten. Als Ruth mit der 2. Hebamme telefonierte, überkam mich der Wunsch mitzuschieben. Vorsichtig schob ich in der Wehe das Kind nach außen. Ruth war wohl etwas überrascht, hielt mich aber nicht mehr davon ab, langsam mitzupressen und so kam um 21.26 Uhr unsere zweite Tochter Lilli im Geburtshaus zur Welt.
Vom Boden zogen wir dann zusammen mit unserer Kleinen auf das Bett um, wo wir gemeinsam die Zeit zu dritt genießen durften, während sich die Hebammen (Regine war pünktlich zum ersten Schrei eingetroffen) zurückzogen. Lilli hatte nach der anstrengenden Geburt wohl reichlich Hunger, denn sie fing sofort an zu saugen, als ich sie anlegte. Als sie dann mit Vespern fertig war, kam Ruth wieder, um nach uns zu sehen und die Nachgeburt zu kontrollieren. Ohne Probleme wurde auch die Plazenta geboren und wir durften nun mit einem Gläschen Sekt auf unsere Lilli anstoßen. Danach wurden noch die U1 bei Lilli und eine Untersuchung nach Geburtsverletzungen bei mir durchgeführt. Und da alles in Ordnung war, durfte ich unter die Dusche und Lilli wurde von Regine und ihrem Papa angezogen.
Kurz nach Mitternacht verließen wir dann glücklich und um ein Familienmitglied reicher das Geburtshaus.
Noch heute denken wir oft an die schönen Stunden während der Geburten unserer zwei Mädels im Geburtshaus, sowie der Schwangerschaftsbegleitung in der Hebammenpraxis zurück und möchten uns hiermit nochmals bei allen Hebammen und speziell bei Ruth für die liebevolle und kompetente Betreuung bedanken!
Vielen Dank für die schöne Geburt!
Nadine und Christoph mit Lilli und Leni
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