Heute, sieben Wochen nach der Geburt unseres kleinen Felix hatten wir das Abschlussgespräch mit unserer Geburtshebamme Silke. Zum Ende wird uns der Geburtsbericht ausgehändigt, indem der Verlauf unserer Geburt festgehalten ist, wie Silke ihn während der Geburt dokumentiert hat. Für mich ein wunderschöner Moment, da ich nun auch eine objektive Geschichte zu unserem Geburtsverlauf besitze. Zeitgleich bin ich gerade etwas wehmütig, da dieser Moment das Ende einer magischen Reise von Schwangerschaft, Geburt bis hin zur Begleitung des Wochenbettes markiert.
Zu Ehren dieses Momentes möchte ich nun den Geburtsverlauf aus meiner Perspektive dokumentieren. (Ich hatte vor meiner Geburt unheimlich interessiert die Berichte anderer Frauen verschlungen)… also hier nun meiner!
Kurz vorneweg: Dass ich für meine (erste) Geburt ins Geburtshaus gegangen bin, war eher Zufall, als ein langjährig geplanter Traum. Bei meiner ersten Vorsorgeuntersuchung bei meiner tollen Hebamme Adaja hörte ich zum ersten mal von der Möglichkeit eines Geburtshauses. Die Idee fühlte sich sofort stimmig für mich an – und wie es das Schicksal wollte, rutschte ich auch noch in eine freigewordene Lücke (wer einen Platz im Geburtshaus möchte muss sich früh darum bemühen ;-))
Trotz Bedenken meiner Mutter (typisch Ärztin) und überraschten Gesichtern unserer Freunde/Bekannten liessen wir uns auf das Abenteuer selbstbewusst ein. Und im Nachhinein sind wir glücklich sagen zu können, dass es mir ermöglichte eine entspannte und selbstbestimmte Traumgeburt zu erleben!
Am 01.04. 2021 ging also unsere Reise los. Schon morgens um 4 Uhr merkte ich leichte Krämpfe im Bauch. Sie ließen mich nicht wieder einschlafen, also mümmelte ich mich auf die Couch zum Lesen. Gegen 6 Uhr schlich ich zurück zu meinem Mann, der gleich aufstehen würde. Immer noch nicht ganz sicher, ob die Geburt sich annäherte oder ob ich das gestrige Essen nicht gut vertragen hatte. Also bat ich meinen Mann, einen kleine Runde auf die Karlshöhe spazieren zu gehen. Oben angekommen ging die Sonne langsam auf – es sollte der erste sonnige, warme Tag des Jahres werden. Wir knipsten noch ein Selfie – unwissend, dass es das letzte Foto mit Baby-Bauch sein würde.
Zurück daheim trieben mich die innere Unruhe und die wiederkehrenden Krämpfe in die Badewanne. Als ich wieder herauskam bestätigte sich das Gefühl, dass ich keine Magenverstimmung hatte sondern sich unser Baby langsam auf den Weg machte ;). Also riefen wir das Geburtshaus an. Silke hatte Rufbereitschaft. Wir verabredeten, dass sie in einer guten Stunde zu uns nach Hause käme. Bis Silke ankam hatte ich mich erneut in die warme Wanne gelegt. Sie kam genau richtig, da nun die Wellen intensiver wurden. Durch ihre reine Anwesenheit fühlte ich mich sofort sicher und konnte weiter in Ruhe meine Wellen ver-atmen. Wenige Minuten später war ihre bisher passive überwachende Funktion (Herztöne Baby und meine Pulskontrolle) übergegangen in aktives vor-Atmen und sie animierte auch meinen Mann mitzumachen – so ein Szenario stellte ich mir im Geburtsvorbereitungskurs noch undenkbar vor – aber das war in diesem Moment absolut hilfreich! Mein kleines Geburtsteam kümmerte sich rührend um mich: Waschlappen auf die Stirn, kaltes Wasser reichen, Massagen und eben Wellen mit-veratmen.
Nach einer weitern kleinen Weile meinte Silke sie müsse nun den Muttermund kontrollieren – was ich erst nicht wollte, da ich Angst hatte, er könnte nach all den Wellen erst bei 2cm sein und mich dadurch entmutigen. Gottseidank: 6-8cm! Höchste Zeit ins Geburtshaus aufzubrechen (ca. 15:30Uhr)!
Die 10-Minütige Autofahrt erschien mir als reiner Segen, da die Wellen plötzlich pausierten. Im Geburtshaus eingetroffen setzten sie jedoch sofort wieder ein. Der Geburtsraum empfing uns im dämmrigen Kerzenlicht, leuchtenden Kristalllampen und einer vollgelaufenen Badewanne. In dieser gemütlichen Athmosphäre begab ich mich abermals ins warme Wasser. Der Druck gegen meinen Beckenboden sollte immer heftiger werden und ich fragte mich: wo zum Teufel sind die versprochenen Wehen-Pausen?!. Ich wies mein ‚Geburtsteam‘ an mich ins Bad zu bringen: was ich fälschlich als Stuhlgang eingeschätzt hatte, war die Fruchtblase, die nun endlich sprang (ca. 16:45Uhr).
Danach ging alles ganz schnell. Der Druck veränderte sich, wurde stärker, heftiger. Ich wurde zum Bett gebracht. Ich erinnere mich dort eine kleine Krise gehabt zu haben. Wie lange würde ich die Wellen noch aushalten müssen? Werden die Wellen noch stärker werden? PDA BITTE! Wie kann ich mit und nicht gegen meinen Körper arbeiten?… Die Fragen erübrigten sich schnell, da mein Körper plötzlich von alleine mit-schob und Silke mich daraufhin ermutigte diesem Gefühl weiter nachzugeben. Jetzt wusste ich also, wie ich unterstützen konnte. Ich kniete mich vors Bett, legte die Arme auf den Schoß meines Mannes, der an der Bettkante saß und schob aktiv bei jeder weiteren Welle mit. Tadaaa, nach kurzem intensiven Mitschieben flutschte Felix auf die Welt (17:16Uhr).
Silke legte mir unser Baby vor mich auf die Matte auf der ich kniete. Ein Junge! Die Zweithebamme Constanze war auch genau zur richtigen Zeit dazugestoßen & half auch in den letzten Stunden des Aufenthalts: Plazenta gebären, Nabelschnur durchtrennen, kleine Geburtsverletzungen versorgen, U1 durchführen, Abschlussgespräch. Direkt nach der Geburt durften wir jedoch zunächst zu dritt als kleine Familie im Doppelbett kuscheln und uns kennenlernen.
Alles in allem war es einfach eine traumhafte Erfahrung! Ich bin so dankbar für die 1:1 Betreuung durch Silke, die mir das Vertrauen gab alles im Griff zu haben & die Geburt meistern zu können. Ich bin dankbar für die erfahrene Zweithebamme Constanze, die uns vor allem direkt nach der Geburt mit umsorgte. Und natürlich bin ich unendlich dankbar für meinen Mann, der – auch teilweise angeleitet von den Hebammen – der beste Geburtsbegleiter war, den ich mir hätte wünschen können.
Und so kam Felix am 01.04.21 um 17:16Uhr mit 3750g und 54cm glücklich und friedlich auf unsere Welt 🙂
Carmen, 29 Jahre
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