Es war der 13.01.2018, vier Tage vor dem errechneten Termin. Nach einem schönen, aber auch anstrengenden Tag ließen mein Mann und ich den Tag mit Freunden entspannt ausklingen. Ich hatte Appetit, etwas richtig Gutes (Fleisch!) zu essen, so gingen wir nochmal kurz einkaufen. Die anderen kochten, ich legte mich derweil kurz hin und schlief. Zum Abendessen stand ich wieder auf. Gegen 21 Uhr begann ich Kontraktionen der Gebärmutter zu bemerken und musste auch mehrmals zur Toilette den Darm entleeren. Ich dachte an die „3 B’s“ (Backen, Baden, Bier) und entschied mich für ein alkoholfreies Bier. War mir zu dem Zeitpunkt noch nicht sicher, ob die Geburt startet oder der Tag etwas zu anstrengend gewesen war und ich daher Schmerzen hatte und einfach Erholung brauchte. Gegen 22 Uhr verabschiedete ich mich aus der gemütlichen Runde im Wohnzimmer und zog mich in die Badewanne zurück. Wollte mal ausprobieren, welche Wirkung das hatte. Tat gut und war entspannend, aber veränderte nichts an den regelmäßigen Kontraktionen, etwa alle 10 Minuten. Noch ganz gut verträglich. Also: Entspannung und so viel wie möglich schlafen. Schüttelmassagen von Steffen. Nach Mitternacht wurden die Wehen heftiger, ich brauchte Raum und Platz für mich. So bat ich Steffen mit unserer großen Tochter ins Kinderzimmer zu ziehen und einfach weiterzuschlafen.
Ich hatte mir für diese Geburt vorgenommen, die Wehen so lang wie möglich alleine mit mir auszumachen und zu verarbeiten. Steffen sollte seine Kräfte für später sammeln können. Die Wehen ließen sich noch gut veratmen und ich konnte sogar dabei liegen bleiben. Zwischendurch schlief ich weiter. Da es mitten in der Nacht war, wollte ich nicht anfangen zu backen oder mich anderweitig abzulenken, sondern versuchte möglichst viel zu ruhen und zu schlafen. Gegen drei Uhr waren die Wehen sehr stark, die Schmerzen wurden heftiger. Inzwischen musste ich auch jedes Mal in den Wehen aufstehen und diese, auf die Kommode gestützt, veratmen. Ich wollte ausprobieren, ob mir ein Bad gut tun würde, ließ Wasser ein und legte mich in die Wanne. Tat gut, aber die Wehen waren weiter schmerzhaft. Ich betete, dass Gott die Schmerzen mit mir teilt. Manchmal konnte ich genau das erleben, manchmal fühlte ich mich einfach allein und verlassen. Gegen vier Uhr hatte ich einen echten Tiefpunkt. Ich musste an die langwierige erste Geburt denken und bekam Angst, dass es wieder so werden würde. Ich schrieb eine Nachricht an eine Freundin und Seelsorgerin mit der Bitte für mich zu beten. Gegen 5 Uhr weckte ich das erste Mal Steffen. Wir beschlossen gegen 7 Uhr bei der Hebamme anzurufen. Kurz vor 7 Uhr hatte ich inzwischen schon sehr starke Wehen, ich konnte dabei nur noch stehen, der Druck auf den Darm war groß. Ging regelmäßig auf die Toilette, der Darm entleerte sich. Steffen rief die Hebamme, an. Sie kam eine halbe Stunde später bei uns zu Hause an. Unsere Tochter schlief immer noch. Steffen gab auch dem Freund Bescheid, der sich während der Geburt um sie kümmern wollte.
Eva, meine Hebamme, merkte recht schnell, dass hinter den Wehen schon ein großer Druck steckte und bot an mich zu untersuchen. Der Muttermund war schon 6-7cm geöffnet. Ich war sehr erleichtert, dass er schon so weit geöffnet war. Und von dem Zeitpunkt an ging alles recht schnell. Eva rief die zweite Hebamme, ich wechselte vom Stehen in den Vierfüßler-Stand vorm Bett und war schon mitten in den Presswehen. Ich wollte nicht mehr, machte aber doch weiter, es gab ja keinen Weg zurück. Ich war recht laut, spornte das Baby an, nun zu kommen. Die Fruchtblase platzte. Da sich der letzte Zentimeter Muttermund nicht öffnen wollte, schlug Eva vor, in die Seitenlage zugehen, was ich aber während der Wehen nicht aushielt. Daraufhin schlug sie mir die Badewanne vor. Dort ging es dann plötzlich sehr schnell. Das Köpfchen kam, ich konnte es fühlen und dann war das Baby ganz da und lag in der Badewanne auf meiner Brust und Bauch. Das war dann kurz vor 10 Uhr morgens. Nach ein paar Minuten später schaute Steffen nach – ein Junge (was wir bis dahin nicht wussten). Steffen und die Hebammen halfen mir ins Bett. Dort hatten wir sehr viel Zeit für uns. Unser Sohn lag an meiner Brust und begann zu saugen. Die Nachgeburt erlebte ich viel bewusster als bei der ersten Geburt, aber auch diese verlief sehr gut. Später trennte mein Mann gemeinsam mit meiner Tochter die Nabelschnur durch.
Es war ein sehr schönes Geburtserlebnis für mich. Ich fühlte mich sehr gut durch die Hebammen betreut und bin dankbar für ihre einfühlsame und kompetente Begleitung. Auch Details, wie ein persönlicher Gruß der Hebammen im gelben U-Heft an unseren frisch geborenen Sohn gerichtet, haben mir viel bedeutet.
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