SSW 39  + 4. Da meine Wunschhebamme am nächsten Tag in Urlaub fahren wollte, wünschte ich mir sehnlichst dass die Geburt davor noch los geht.

Nachdem ich bereits am Tag zuvor Zimt-Nelken-Ingwertee getrunken hatte und wir die Natürliches-Prostaglandin-Methode angewendet haben um das Baby damit eventuell zu überzeugen doch langsam mal auszuziehen, sollte es am 02.03. dann tatsächlich soweit sein.

Ich erwachte früh morgens (kurz nach 6) mit leichten, unregelmäßigen Wehen. Da sofort die beiden Jüngsten im Bett rumturnten und keine Anstalten machten nochmal zu schlafen, bin ich mit ihnen leise runter ins EG. Ich wollte meinem Mann noch eine Mütze Schlaf gönnen, im Nachhinein hätte ich ihn wohl eher wecken und mich nochmal ausruhen sollen…

Den Kindern sagte ich erstmal noch nichts, erst beim Frühstück verkündete ich dass es heute vielleicht soweit sei und das Baby kommt. Unser zweitältester wurde dann mein Wehenschreiber, er notierte immer die Uhrzeit wenn ich eine Wehe hatte. Die kamen so 3 bis 5mal die Stunde und waren zwar noch schwach, aber schon was anderes als die Übungswehen die ich in den Tagen zuvor regelmäßig hatte. Mit wechselnden Abständen kamen die Wehen, mal mehr und mal weniger intensiv. Ich musste mich schon auf sie konzentrieren, aber in den Pausen konnte ich mich noch gut unterhalten und aktiv sein. Morgens rief ich dann voller Freude meine Hebamme an, um sie vorzuwarnen. Ich tigerte durchs Haus, ständig in Erwartung der nächsten Wehe. Eigentlich wollte ich noch einen Geburtstagskuchen fürs Baby backen, was ich dann aber sein lies da die Jungs ohnehin schon aufgedreht waren und Zucker das in der Regel nicht besser macht… Irgendwie konnte ich mich diesmal nicht so recht entscheiden ob ich mich nun noch möglichst lange ablenke wie bei A.s Geburt 3 Jahre zuvor, oder ob ich ich zurückziehen und auf die Geburt einstimmen soll.

Ich habe dann versucht einen Kompromiss zu finden und mich in der Nähe der anderen aufgehalten aber nicht aktiv was mit ihnen gemacht. Nach dem Mittagessen sind wir noch eine Runde Gassi,unterwegs haben mich die Wehen ein paarmal zum Anhalten gezwungen. Als wir zurück waren haben die Kinder ihre Überraschungstüte bekommen. Ich bin dann in die Wanne, wo ich es aber nicht lang ausgehalten habe. Die Pausen zwischen den Wehen waren mir darin einfach zu lang, und ich wollte doch auf keinen Fall dass sie wieder aufhören.

Also wieder raus und nun schon etwas müde (mittlerweile war es Nachmittag) im OG alles geburtstauglich gemacht. Kerzen an, Heizungen aufgedreht, Jalousien runter. Inzwischen musste ich die Wehen zwar schon vertönen, aber sie waren noch gut zu handeln. Mein Mann hat den Kindern eine DVD angemacht und kam immer wieder mal hoch zu mir. Um 17.15 Uhr  bat ich ihn die Hebamme anzurufen und auszurichten dass sie langsam kommen könnte. Gegen Uhr kam C.an, begrüßte mich und hörte kurz die Herztöne ab. Dann zog sie sich zurück. Ich lief weiter durch die Wohnung da ich den Eindruck hatte dass dies die Wehen besser in Gang hielt. Diesmal spürte ich sie vor allem im Rücken und auf der Blase, ich  musste ständig pinkeln. Irgendwie war ich mir nicht sicher ob das noch was werden würde wenn ich ruhte liesen die Wehen nach. Aber sowie ich die Position wechselte wurden sie wieder angekurbelt Immer nach dem Aufstehen kam eine. Ich meinte auch zu meiner Hebamme dass es vielleicht doch nochmal einschläft. Danach kam eine kräftige Welle und ich sagte nur „Ne, heute wird noch gekuschelt“ Ich muss wohl ziemlich gestrahlt haben zwischen/bei den Wehen, was C.zu der Frage veranlasste „Freust Du Dich?“. Ich bejahte das und sie meinte das sei gut. Sie hat sich glaube ich voll mitgefreut…

Weil ich lieber allein sein wollte schickte ich C.ins Erdgeschoß.

Mein Mann versorgte die Jungs mit Abendessen und machte sie bettfertig, sie durften ausnahmsweise vor dem Fernseher einschlafen wo der Größte sich um die kleineren kümmerte. Ich war dann froh meinen Mann wieder oben zu haben, zwischen den Wehen unterhielten wir uns. Der ganze Zwist den wir in der Schwangerschaft hatten war in dem Moment völlig belanglos. Die Wehen waren nun schon so stark dass ich sie veratmen und z.T.schon Tönen musste, aber noch nicht schlimm. Irgendwann hab ich versucht zu tasten wie weit ich schon bin,eigentlich hatte ich nach der langen Zeit die ich schon Wehen hatte mit 7 bis 8cm gerechnet, aber ich wurde nicht so recht schlau daraus was ich da fühlte.Also bat ich C.nachzuschauen. Leider waren es nur 4 bis 5 cm!

Das war nicht das was ich hören wollte! Wir berieten uns und schickten C.nochmal nach Hause, da wir alle dachten dass es sich noch etwas ziehen könnte.Also fuhr sie nochmal los,das war um19.30Uhr. Tja, und kaum war sie weg ging es los. So richtig. Eine Wehe nach der anderen, die immer heftiger wurden. Ich hatte überhaupt keine Pausen mehr dazwischen, zumindest kam es mir so vor.(Vermutlich waren die Pausen einfach zu kurz…)Ich war nur noch am Tönen,wurde ziemlich laut und kam an den Punkt wo ich schlicht nicht mehr wollte. Ich fühlte mich müde, wusste aber genau dass ich nicht zum Ausruhen kommen würde bevor das  Baby da ist. Da bat ich meinen Mann sogar ins KH zu gehen, weil ich in dem Moment die Vorstellung, Schmerzmittel zu bekommen, einfach nur reizvoll fand.Zum Glück hat er nicht darauf gehört! Um ca.20.30 Uhr  riefen wir C.an dass sie schnell wieder kommen soll. Sie war um 20.55 Uhr wieder hier.

Ich hatte endlich in den Geburtsmodus gefunden, überließ alles meinem Körper und  dem Baby und beschränkte meinen aktiven Part aufs laute Tönen. (Und zwischendurch aufs Jammern…) Der Druck wurde immer krasser, analog dazu steigerten sich die Laute, die ich von mir gab. Ich glaube diesmal war ich echt laut!Wie beim letzten Mal kniete ich vor dem Bett und stützte meinen Oberkörper darauf. Um 21.06 Uhr platzte endlich die Fruchtblase. Dieses erleichternde Gefühl war mir noch gut von meiner letzten Geburt in Erinnerung. Der Druck war schlagartig weniger, ich fühlte mein Baby noch recht hoch in mir und wartete auf die Presswehen. Die Zeit bis diese einsetzten kam mir ewig vor, ich sagte noch zu C.“Es kommt nicht runter“.

Dann konnte ich fühlen wie der Kopf sich den Weg nach unten suchte, ich schaffte es noch aufs Bett, wo mein Mann mich von vorn stützte und ich mich im Kniestand den Presswehen überließ.
Ich konnte gut fühlen wie sich das Baby weiter runter bewegte, habe wieder instinktiv den Kopf in Empfang genommen und beim Austreten geleitet. Sie hatte, wie auch schon manche ihrer Brüder, die Hand am Kopf.
Beim Durchtreten brannte es kurz, aber ich wusste ja genau dass das gleich rum ist wenn das Köpfchen da ist. Als der Kopf draussen war streichelte ich ihn und  mit der nächsten Presswehe wurde der Körper geboren. Das Kleine fing gleich an zu schreien, mein Mann und ich weinten vor Freude und ich nahm mein Kind hoch um es zu begrüßen. Dieses unglaubliche Gefühl, so ein kleines, nasses, duftendes Menschlein im Arm zu halten, es war so unglaublich wunderbar! Wir bestaunten und begrüßten unser Kind, und nach einigen Minuten bat ich meinen Mann die Brüder zu holen damit auch sie ihr Geschwister in Empfang nehmen konnten.

Zusammen mit ihnen schauten wir nach was wir da bekommen hatten – ein Mädchen! Nach 5 Jungs habe ich mir das zwar insgeheim sehr gewünscht, aber schon fast nicht mehr damit gerechnet.
Die Kleine begann bald zu suchen, noch über der Schüssel für die Plazenta hockend legte ich sie an.  Nun wollte ich auch die Plazenta loswerden. Diese kam mit ganz leichtem Zug an der Nabelschnur um 22.00 Uhr. Meine beiden ältesten Söhne durften sie abnabeln, die beiden Kleinen waren da schon eingeschlafen. Ich wurde noch von  C. auf Verletzungen untersucht, hatte aber keine.

Ich machte es mir mit meiner Tochter bequem und sie trank ausgiebig beide Seiten, Ich hatte schon richtig viel Milch, die linke Brust lief schon aus während sie noch rechts trank.
Danach bekam mein Mann sie zum Bonden auf die Brust und ich ging mit C.s Hilfe Duschen und auf die Toilette.
Dann kuschelte ich mich zu meinem Mann und unserer Kleinen ins Bett, legte sie nochmal an und bestaunte sie. Die erste Nacht war magisch…

Ich durfte meine Tochter aus eigener Kraft in meine eigenen Hände gebären, selbst hochnehmen und im Kreis meiner Familie begrüßen.
Ich bin meiner Hebamme so dankbar für diese tolle Begleitung! Sie war da ohne sich einzumischen, hat voller Freude an der Geburt teilgenommen ohne diese lenken zu wollen.
Mein Mann war auch da wenn ich ihn brauchte und fort wenn ich meine Ruhe wollte.Unsere Tochter gemeinsam in Empfang zu nehmen hat unserer Beziehung unheimlich gut getan.

Ich wünsche allen Frauen die Möglichkeit in so viel Freude zu gebären!

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