Am Mittwoch den 8. Januar 2014 um 6 Uhr beginnen die Wehen.
Das sind wahrscheinlich wieder Übungswehen, denke ich. Die hatte ich in der Nacht von Sonntag auf Montag auch schon.
Um 6.30 Uhr klingelt der Wecker. Die Wehen bleiben.
Um 7 Uhr gehe ich mit Wehen duschen. Sie gehen vom warmen Wasser nicht weg. Björn und ich sind uns einig, dass das nun keine Übungswehen mehr sind.
Wir machen uns fertig für den Tag.
Ich telefoniere mit meiner Mama. Dann frühstücken wir. Björn geht arbeiten. Und um 8.30 Uhr bringen meine Mama und ich Nick in den Kindergarten.
Noch kann ich die Wehen gut veratmen. Immer mit Hypnoseschiffchen, wie im Geburtsvorbereitungskurs gelernt.
Wieder zuhause angekommen rufe ich Lena E. an. Ich bin etwas nervös. Sie ist völlig entspannt.
„Geh doch nochmal in die Wanne. Der Abstand zwischen den Wehen sollte regelmäßig 5 Minuten betragen.“
Ich rufe Björn an und sage ihm, dass es wohl noch eine Weile dauert.
Meine Mama und ich gehen nochmal die Materialliste fürs Geburtshaus durch. Alles da. Zweites Frühstück.
Um 10.45 Uhr werde ich langsam unruhig. Ich denke, wir sollten los Ich rufe Björn noch einmal an. Er kommt nach Hause.
Dann rufe ich Lena E. noch einmal an und sage ihr, dass wir jetzt ins Geburtshaus kommen. Der Abstand der Wehen ist inzwischen ziemlich regelmäßig bei 3 Minuten.
Wir fahren um kurz nach 11 Uhr zuhause los.
Im Auto habe ich plötzlich keine Wehen mehr. Mist!!!
Doch dann geht es wieder los. Ich habe während der Fahrt glücklicherweise nicht sehr viele Wehen. Und die, die kommen kann ich gut veratmen.
Wir kommen gut voran und so sind wir um 11.30 Uhr in der Gaisburgstraße. Ruth begrüßt uns. Wir gehen gleich mit ihr runter ins Geburtshaus.
Sie hilft Björn das Auto auszupacken.
Dann schafft sie eine schöne gemütliche Atmosphäre mit Kerzen und Tee. Wir fühlen uns sehr wohl.
Ruth geht und Lena E. kommt. Sie fragt wie es uns geht und wie wir jetzt weiter machen wollen.
Björn macht meine Lieblingsmusik an.
Die erste Stunde ist noch relativ gemütlich. Es ist ein Warten auf mehr.
Aber dann werden meine Wehen immer stärker. Ich habe einen starken Bewegungsdrang. Ich laufe sehr viel hin und her und schaukle mein Becken.
Björn ist die wichtigste Stütze für mich. Ich kann mich fallen lassen und ich kann mich auf ihn verlassen. In der nächsten Zeit wechseln wir zwischen einem festen Tuch, das an der Decke hängt und dem Wickeltisch hin und her.
Ich versuche immer noch viel mit dem Hypnoseschiffchen zu arbeiten. Das Schiffchen ist einfach toll. Aber so langsam wird auch das „A“! immer präsenter und wichtiger. Irgendwann sind meine Beine vom vielen „Surfen“ sehr müde. Björn stellt sich das so vor wie beim Surfen. Wehen gleich Wellen. Das ist ein gutes Bild.
Ich surfe jede Wehe ab. „Ich krieg sie alle!“ Ich glaube, das habe ich tatsächlich gesagt.
Auf jeden Fall brauchen meine müden Beine eine Pause. Das sage ich auch zu Lena. Ich beschließe in die warme Wanne zu gehen. Man stellt sich ja dann tatsächlich in einem nicht ganz so lichten Moment vor, man könnte sich mal entspannen…
Das geht natürlich nicht. Aber für meine Beine ist es gut.
Die Wehen werden noch intensiver. Das einfache „A“ reicht nicht mehr Irgendwann spüre ich ein Blubbern im Bauch und kurz darauf in der Wanne. Jetzt ist die Fruchtblase geplatzt. Das ist ein gutes Gefühl.
Das Veratmen der Wehen ist nicht mehr so leicht. Es schmerzt schon sehr. Ich warte auf mein Baby. Aber das ist natürlich noch viel zu früh.
Mit jeder Wehe stelle ich mir vor, wie der Kleine ganz sanft ins Wasser gleitet. Das passiert nicht.
Ich bin sehr froh, dass Björn mit mir in der Wanne ist. Ich klammere mich an ihn und schreie.
Irgendwann fragt Lena, ob sie mal untersuchen darf.
Sie wartet bis es für mich okay ist und tastet dann den Muttermund. „Er ist fast offen. Er hat nur noch eine kleine Lippe.“
Damit hab ich nicht gerechnet. Meine Motivation sinkt etwas.
Björn erzählt mir später, dass man das gemerkt hat.
Ist das die Übergangsphase?
Björn denkt an Veränderung. Vielleicht wäre ein Positionswechsel Ich denke: „Hoffentlich bleibt der Kleine nicht stecken.“
Das will ich nicht.
Bei der nächsten Wehe nehme ich all meine Kraft zusammen.
„ICH KANN, ICH WILL!“ Das hab ich im Kopf und ich schreie. So laut und so kraftgebend ich kann. Später erzählt mir Björn, dass er diese Phase genauso erlebt hat wie ich.
Ich überlege, ob der Gebärhocker jetzt wohl eine gute Wahl wäre.
Aber ich komme nicht aus der Wanne.
Nach zwei Fehlversuchen komme ich mit Hilfe von Lena und Björn dann doch aus der Wanne.
Der Gebärhocker ist allerdings die völlig falsche Lösung.
Das geht gar nicht.
Ich entscheide mich für die schöne weiche Matte, auf der auch schon mein großes buntes Badetuch liegt, vor dem Bett.
Hier kann ich mich auf Björn stützen, vors Bett knien, auf das Bett Oder ich kann in den Vierfüßlerstand gehen.
Ich denke, dass die Presswehen erst jetzt anfangen. Aber so genau weiß ich das nicht mehr.
Zwischendurch stelle ich mir vor, wie ich mich einfach auf der Matte zusammen kringele und so tue als ob ich nicht dazu gehöre.
Das wäre schön. Keine Schmerzen mehr. Einfach ausruhen.
Moment mal!
Noch viel schöner wird es aber sein, wenn ich mein Kind endlich im Arm halte. Also los!
Ich mobilisiere nochmals alle Kräfte.
Auf Björn gestützt oder an ihm hängend, meine Hände in seinen Händen oder in seine Oberschenkel gekrallt, Lena von hinten an meinem Becken rüttelnd und drückend, Weg weisend, bin ich dabei unseren kleinen Sonnenschein auf die Welt zu schieben.
Irgendwann kommt auch Ruth dazu. Sie sitzt im Schneidersitz neben uns und kümmert sich um das beste Antidammrißmittel , das es gibt: warme Kaffeekompressen.
Diese drückt mir Lena während ich schiebe sanft auf den Damm. Ruths Lächeln beruhigt und motiviert mich.
Björn motiviert mich in dem er immer wieder sagt: „Du schaffst das!
Du machst das gut! Die nächste packst du auch!“
Lena ist ganz ruhig. „Du schaffst sie.“
Lena sagt ich solle doch mal selbst nach dem Köpfchen fühlen.
Und tatsächlich spüre ich dieses kleine weiche runde Etwas in meiner Hand. Schön.
Mit jedem Mal Schieben denke ich, dass er jetzt kommt. Und nach gefühlten einhundert Mal schieben spüre ich: „Jetzt!“.
Ich schreie, schiebe, kralle, kämpfe was das Zeug hält.
Und spüre wie sich das kleine weiche runde Etwas aus mir drückt.
Lena meint: „Die Augen sind geboren!“
Ich denke: „Los komm schon nächste Wehe!“ Und sie kommt. Und mit ihr unser kleiner Manuel.
Da liegt dieses kleine hübsche vollkommene Wesen.
Ich nehme ihn hoch in meinen Arm. Das ist wunderschön.
Ich bin so glücklich.
Björn und ich schauen uns an…. Wir sind glücklich.
Ich möchte mich gerne hinsetzen. Aber sitzen ist keine so gute Idee.
Die Nabelschnur ist ein bisschen kurz.
Liegen ist besser. Also legen wir uns zu Dritt ins Bett.
Es ist so schön. Aber ich kann mich nicht entspannen. Ich bin so aufgeputscht. Ich hatte mir das so schön vorgestellt während der Geburt, wie wir zu Dritt da liegen und ich mich entspannen kann.
Ich muss nochmal aufstehen.
Hab ich das gemacht? Was hab ich dann gemacht?
Irgendwann lag ich wieder im Bett bei Björn und Manuel.
Ich habe Kokosschokolade gegessen, Tee getrunken und hatte unseren kleinen Manuel im Arm. Er wollte sehr schnell an die Brust und das hat auch sofort gut geklappt.
Lena und Ruth haben uns viel Zeit für uns gelassen. Wir konnten ausgiebig kuscheln und uns kennenlernen.
Nach einer ganzen Kuschelweile habe ich die Nabelschnur durchtrennt. Jetzt konnte auch die Plazenta geboren werden.
Davor hatte ich Angst. Das war zum Glück unbegründet.
Zusammen mit Lena haben wir uns später die Plazenta angeschaut. Sie hat uns alles sehr schön gezeigt und erklärt. „Das hat Manuel 9 Monate lang gesehen.“ Man hat auch gesehen wo die Fruchtblase geplatzt ist.
Die Plazenta war fast herzförmig. Wirklich toll so eine Plazenta.
Lena hat dann noch die U1 gemacht. Manuel ist topfit!
Ich glaube Björn hat irgendwann seine Finger gezählt.
Dann durfte ich duschen. Björn hat Manuel so lange gewickelt und angezogen. Im Bad habe ich ein weinendes Baby und einen singenden Papa gehört. Dann war es ruhig.
Nachdem wir dann alle angezogen waren und das Auto gepackt war, gestützt und unterstützt durch Lena und Ruth, haben wir uns verabschiedet und uns auf den Heimweg gemacht. Wir haben uns sehr auf Nick gefreut und waren gespannt wie ihm sein kleiner Bruder wohl gefällt.
Wir sind Lena und Ruth sehr dankbar.
Wir hatten eine wunderschöne Geburt.
Es war alles sehr liebevoll, würdevoll und respektvoll.
Das Geburtshaus ist eine ganz tolle Einrichtung.
Wir haben uns hier auch schon vor der Geburt sehr wohl und gut betreut gefühlt. Danke Corinna.
Auch der Geburtsvorbereitungskurs mit Lena Jung war super gut.
Wir möchten euch wunderbaren Hebammen danken.
Schön, dass es euch gibt.
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