11 Tage nach Termin – langsam wurden wir ungeduldig. Unsere Tochter sollte im Geburtshaus zur Welt kommen und nach Möglichkeit nicht im Krankenhaus. Für den nächsten Vormittag hatten wir einen Termin zur Vorbesprechung in der Klinik. Aber den haben wir dann doch nicht gebraucht.

Gegen kurz vor 3:30 wurden Max und ich von einem „Plopp“ geweckt. Blasensprung. Ich bin lachend und tropfend ins Bad, froh, dass es jetzt scheinbar losging. Vorwehen hatte ich schon seit längerer Zeit.

Eigentlich war mit den Hebammen besprochen, dass wir bei einem Blasensprung in der Nacht nochmal ruhen und uns dann am Morgen melden. Aber ich war etwas unruhig, weil Babys Köpfchen noch nicht 100%ig fest im Becken saß und ich keine Bewegung mehr spürte. Wir riefen also Hebamme Malin an, damit sie mal nachschauen kommt. In der halben Stunde bis sie kam lag ich im Bett und hatte schon regelmäßig Wehen. In dem Moment als Malin zur Haustür rein kam, spürte ich plötzlich wieder das Baby. Sie hörte die Herztöne -alles okay. Sie empfahl uns zwischen den Wehen noch zu entspannen und zu schlafen und am Morgen vielleicht noch schön zu frühstücken. Wir haben uns ins Bett gekuschelt und noch ein paar Stunden gedöst. Früh um 8:00 kamen die Wehen heftiger und ca. alle 6 Minuten. Wir, bzw. zu diesem Zeitpunkt noch ich, haben mit Hebamme Monika telefoniert („Bleibt noch zu Hause bis ihr denkt es geht nicht mehr“).

Gegen Mittag kam dann der einzige Moment in dem ich wirklich böse gebrüllt habe:“ Ruf Monika an! Wir kommen jetzt!“ Im Auto hatte ich fast zweiminütlich Wehen und schon ziemlich geschrien und getönt.

Im Geburtshaus angekommen war alles für uns vorbereitet. Gedämpftes warmes Licht, eine Kerze – Monika hat uns erwartet.

Die nächsten Stunden habe ich fleißig vor mich hingeweht. Monika hat ab und zu sehr hilfreiche Tipps gegeben („Probier mal diese Position. Heb mal das Bein so an.“) und mich mit Max, der immer an meiner Seite war, gestützt. Manchmal wischte mir Monika mit einem kühlen, mit Rosmarinöl getränkten Lappen über das Gesicht. Das fühlte sich himmlisch an!

Überhaupt, die Pausen zwischen den Wellen, wenn auch kurz, taten sehr gut. Verschnaufen, ein paar Worte mit Max oder Monika sprechen, bis dann wieder mein Körper übernahm….

Zwischendrin hab ich mal an einem Müsliriegel geknabbert und von Monika eine Calciumlösung bekommen. Das tat gut. Einmal sind wir auf ihre Empfehlung hin noch eine Runde durch den Garten gegangen (es war ein strahlend sonniger Tag Mitte Februar), immer unterbrochen von Wehen alle paar Schritte. Ich war wohl ziemlich laut. Ich hatte das Gefühl, mein Körper macht einfach. Als lief da ein Programm ab, und ich konnte nichts anderes tun als mitmachen. Meine Angst vor der Geburt war, dass ich zuviel verkopft denken würde und mich nicht für den Geburtsprozess öffnen könnte. Aber an „denken“ war gar nicht zu denken 🙂

Irgendwann fragte Monika mich, ob ich mal in die Wanne wolle. Ja, das wollte ich. Im Wasser zu sein tat gut. Mal auf Knien hockend, mal auf der Seite liegend, vergingen so viele Wehen. Der Druck nach unten wurde immer stärker. Meist hing ich am Tuch, das über der Wanne hängt, festgeklammert und bäumte mich so unter den Wehen auf. Ich legte mich halb seitlich, Monika hielt mein oberes Bein und ich schob mit dem Druck automatisch mit nach unten. Als ich mal das Gefühl hatte, es geht gar nichts voran, sagte Monika, ich solle mal nach unten fassen, da seien schon Haare . Tatsächlich, im Wasser konnte ich das Köpfchen samt einem weichen Haarflaum spüren. Da wusste ich, den Rest schaffen wir auch noch.

Monika holte die zweite Hebamme, Eva, dazu.

Ich bäumte mich sehr auf. Monika erinnerte mich daran, dass ich jetzt daran denken musste mit dem Becken unter Wasser zu bleiben, damit der Kopf unter Wasser geboren wird.

Und irgendwann am Ende einer Welle kam nochmal ein intensiver Schub und dann das Gefühl großer Erleichterung und Entspannung. Der Kopf war da. Nach einigen Wehen, gefühlt eine halbe Ewigkeit (und tatsächlich dauerte es relativ lange, wie Monika später bestätigte), kam der Körper nach. Ich spürte wie unser Baby aus mir raus ins Wasser glitt, und Sekunden später legte Monika unsere Tochter in meine Arme. Max saß hinter mir, und so guckten wir Kopf an Kopf in die großen offenen Augen unseres Babys. Wir mussten lachen und weinen. Es war ein unbeschreiblicher Moment. Wunderbar- im wahrsten Wortsinn. Wir waren am Staunen und Begreifen. Nachdem wir die Kleine begrüßt hatten, halfen Eva und Monika mir, samt Baby auf dem Arm, aus der Wanne und auf’s Bett. Max legte sich dazu, die Hebammen ließen uns allein, und wir genossen zu dritt eingekuschelt die ersten Momente als Familie.

Nach einiger Zeit kamen Monika und Eva, um nach uns zu schauen. Die Kleine war topfit, mit allem drum und dran. 4375g, 55cm, 37cm Kopfumfang. Ein Riesenbaby hatten wir da im Arm.

Monika schaute, ob sich die Plazenta löste, bat mich ab und zu etwas mit zu schieben bei den Nachwehen. Mit etwas Schieben und sanftem Ziehen an der Nabelschnur wurde die Plazenta geboren.

Völlig unbeschadet hatte ich die Geburt nicht überstanden. Eva und Monika schauten nach meinen Geburtsverletzungen während Baby bei Max auf der Brust lag. In aller Ruhe und viel Geduld besprachen die Hebammen was wie genäht werden sollte. Das Nähen selbst war, dank Kältespray und Geburtseuphorie, völlig schmerzfrei, ich spürte nur ein bisschen Ziepen. Eva begleitete mich zum Duschen. Ich fühlte mich fit. Die Hebammen halfen mich und unser Baby warm einzupacken und uns im Auto zu installieren. Um 21 Uhr abends waren wir zuhause in unserem eigenen Bett. Von der Option bei Problemen anzurufen mussten wir nicht Gebrauch machen. Wir hatten eine schöne erste Nacht, in der wir kaum aufhören konnte unser Wunder zu bestaunen. Am Morgen kam gleich Monika, um nach uns zu sehen.

Es war eine wunderbare Geburt – kompetent und liebevollst begleitet – für die wir sehr dankbar sind.

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