Das neue Monopoly-Spiel war vorbereitet und wir 3Ms (Mandy, Marc(12) und ich (Martin)) wollten Freitag Nachmittag ein ruhiges Wochenende einläuten immer mit der gewissen Anspannung‚ wann wird es wohl soweit sein?

Marc war schon ganz unruhig als Mama wieder zur Toilette rannte… Fruchtwasser ging ab und an Spielen war nicht mehr zu denken… Der kleine Wurm kündigte sich an. Ich war ganz aufgeregt. Was tun? Gleich die gepackte Tasche nehmen und mit Kind und Kegel ins Geburtshaus? Mandy war noch recht ruhig, also zuerst mal Opa anrufen und herbestellen, daß sich jemand um Marc kümmern kann. Dann die Hebamme (Chris) anrufen und da noch keine Wehen eingesetzt hatten, wollte Chris auf dem Nachhauseweg eine halbe Stunde später vorbeischauen… Kaum aufgelegt setzten die Wehen ein und nicht zu heftig und in einem 3 minütigen Abstand. Ich wurde immer nervöser, konnte nicht viel machen außer Mandy meine Hand reichen, daß sie etwas zum „Drücken“ hatte… Naja „Drücken“ – hatte eher das Gefühl, daß meine Hand im einem Schraubstock zerquetscht wird 😉

Die Zeit, bis Chris kam, kam mir schier endlos vor und als sie endlich da war konnte ich kaum verstehen, daß sie so ruhig war… Meine unausgesprochenen Gedanken: „Das Baby kommt und wir sitzen noch hier… Wenn wir uns jetzt auf den Weg ins Geburtshaus machen, kommt das Baby womöglich unterwegs im Auto. Was mach ich dann?“

Aber Chris war so ruhig, einfühlsam und professionell, daß ich auch sehr viel ruhiger wurde. Also ihre Empfehlung war, daß wir uns langsam auf den Weg ins Geburtshaus machen sollten, sie sagt der Bereitschafts-Hebamme (Manuela) Bescheid und wir treffen uns mit Ihr dort… Sie selbst (Chris) hat zweite Bereitschaft und kommt erst später hinzu. Gesagt, getan – Chris verabschiedete sich wieder und ich schnappte mir die fertig gepackten Taschen (für Geburtshaus und evtl. Klinik), packte den Maxi-Cosi ein und führte Mandy zum Auto… Im Treppenhaus setzten immer wieder Wehen ein, sodaß Mandy sich immer wieder auf die Erde setzte um die Wehen zu veratmen und meine Hand immer mehr zu malträtieren… Opa war in der Zwischenzeit eingetroffen und Marc stellte Mama seinen Kuschelhund zur Verfügung, da es wohl sicherer sei während der Autofahrt den Hund zu drücken statt Martins Hand… Vielen Dank für die Fürsorge, Marc…

Die Fahrt lief überraschend unproblematisch… Mandys Wehen waren aushaltbar (nach eigener Aussage) und obwohl Freitag Nachmittag 17 Uhr hatten wir keinen üblichen Stau im Berufsverkehr, sondern waren gegen 17:30 Uhr im Geburtshaus… Dort angekommen, empfing uns schon Manuela und Annette (Mandys Freundin und Seelenverwandte). Kaum hatten wir über die Schwelle des Geburtshauses überschritten setzet schon die nächste schwere Wehe ein und Mandy machte erst mal wieder Bekanntschaft mit dem Fußboden…

Da ich Mandy nun in guter Obhut wusste hab ich erst mal das Auto richtig geparkt und bin 2-3 mal zum Auto um unsere ganze Habe ins Geburtshaus zu bringen. Als ich zurückkam kniete Mandy immer noch in der gleichen Position auf dem Fussboden, in voller Montur (sprich Mantel) und Manuela & Annette kümmerten sich um sie…

Als die Wehen denn für einen kurzen Moment pausierten war dann Zeit sich der überflüssigen Klamotten zu entledigen und sich ins „Geburtszimmer“ zu begeben… Ich packte derweil unsere Sachen aus und war ganz baff, was ich da alles fand… Zuerst mal an allen Ecken und Plätzen viele Kerzen aufgestellt und zusammen mit der wunderschönen Geburtskerze, die Annette mitgebracht hatte, den Raum in ein wohliges Kerzenlicht getaucht. Dann den Räuchertopf ausgepackt und eine Beifuß-Räucherung aufgesetzt… Dazwischen immer wieder Mandy meine Hand zum Zerdrücken zur Verfügung gestellt… Viel Tee (z.B. Beifuß) gekocht und Mädesüß-Tropfen zur Schmerzlinderung gegeben.

Alles in allem verging de Zeit sehr schnell… Manuela strahlte auch eine solch hilfreiche Ruhe aus… Hörte in regelmäßigen Abständen immer mal wieder die Herztöne ab, und zog sich immer wieder in die Beobachterposition zurück, gab manchmal wertvolle Tips evtl. die Position zu wechseln … Mandy war total tapfer, ich fühlte mich hilflos (bis auf meine Kellnerarbeit zum Tee kochen & bringen).

Als sich unsere Kleine auf den Weg machte rief Manuela noch Chris, die zweite Hebamme, an, daß das Kind kommt, und auch nach Chris‘ Ankunft spürte ich aus der Ruhe und Gelassenheit der beiden Hebammen, daß alles in Ordnung ist und seinen natürlichen Gang geht…

Um 20:43 Uhr war es dann soweit: Mit einem Riesenschwall Fruchtwasser erblickte unsere kleine Maeve Eire das Licht der Welt… Zu dieser Zeit saß ich hinter Mandy auf dem Bett und dennoch war meine ganze Hose naß… Maeve wurde gleich ins Handtuch eingepackt und auf Mandys Bauch gelegt, es kam gleich der erste zaghafte Schrei und ein total unvergesslicher Blick in die neue Welt… Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch gar nicht, ob es sich um eine Maeve handelt – es hatte nämlich niemand richtig nachgeschaut… Das war auch überhaupt nicht wichtig – wichtig waren nur, daß wir ein gesundes Baby hatten (auch wenn wir schon ein Mädchen vermuteten). Die beiden Hebammen zogen sich zurück und ließen uns alleine… Einfach die Situation geniessen… eine ganze Stunde nur für uns, das Wunder fassen… Erstmal realisieren was jetzt eigentlich passiert ist und totales Erstaunen wie sich das Gesicht in der ersten Stunde schon total verändert hat…

Als dann aber immer noch die Plazenta auf sich warten ließ, wurde ich doch wieder etwas nervös, aber die beiden Hebammen strahlten immer noch totale Ruhe aus und griffen etwas in die „Trickkiste“ mit Akkupunktur und Pusten in eine leere Plastikflasche – und siehe da auch diese Situation war überstanden…

Danach schauten wir erst mal nach ob unser Wonneproppen später Bundeskanzler oder Bundeskanzlerin wird – unsere Vermutung hat sich also doch bestätigt. Ein MÄDCHEN: MAEVE.

Ich durfte sie auch abnabeln und spätestens da war sie ein eigenständiges Geschöpf…

Die Zeit war einfach so berauschend, daß mir nicht mehr alle Details so präsent sind… Auf jeden Fall war alles so stimmig, so natürlich: Keine Hektik, totale Ausgeglichenheit, Zeit nehmen für alles Nötige.

Chris machte danach die U1, wobei ich assistieren durfte (50cm, 3500g, w, 2 Füße, 2 Arme, 2 Ohren, 2 Augen, 5 Finger, 5 Zehen, … Alles drin, alles dran). Außerdem zeigte sie mir einige grundlegende Sachen bezüglich Anziehen und Wickeln – echt hilfreich (hatte dann einen kleinen Wissensvorsprung gegenüber Mandy, der aber nicht lange anhielt…)

Auf jeden Fall machten wir uns um Mitternacht schon auf den Weg nach Hause, wo uns Opa und großer Bruder freudig in Empfang nahmen…

Ein Wahnsinnstag…

Fazit:

Im Vorfeld war ich mir nicht ganz sicher, ob das Geburtshaus der richtige Weg für MICH ist, aber schon im Aufklärungsgespräch wurden fast alle meine Bedenken zerstreut. Im Nachhinein muss ich sagen, daß es keinen besseren Weg gab: es war das Optimale, für mich, für Mandy und für Maeve!! Danke an alle Hebammen im Geburtshaus.

PS: Auch die wirklich professionelle Nachbetreuung… Das Eingehen auf alle unsere Fragen, Ängste und Sorgen und auch die Erreichbarkeit war wirklich optimal.

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