Bevor ich mit meinem 1. Kind schwanger war, wünschte ich mir schon eine außerklinische Geburt. Wir sind beide beruflich in medizinischen Berufen tätig und kennen das Innenleben von Krankenhäusern. Die starke medizinische Ausrichtung bei Geburten, das wechselnde Personal und die Erfahrungen aus dem Freundeskreis von schwierig verlaufenden Geburten in den Kliniken, waren die wichtigsten Gründe für uns, uns für eine Geburtshausgeburt zu entscheiden. Natürlich fiel auch der Sicherheitsgedanke für Mutter und Kind stark ins Gewicht bei der Entscheidung. Der Kontakt mit den Hebammen der Praxis gab uns sehr viel Sicherheit und das Gefühl, von kompetenten Frauen betreut zu werden. Die Vorsorgen waren jedes Mal sehr wohltuend und ich freute mich immer schon sehr darauf so umfassend als Schwangere wahrgenommen und betreut zu werden.

Als die Wehen dann um den errechneten Entbindungstermin begonnen haben, kam die Hebamme nach telefonischem Kontakt gleich zu uns nach Hause und schätze die Geburtssituation ein. Sie fuhr dann schon mal vor ins Geburtshaus und ließ ein warmes Bad einlaufen. Das Bad war dann, nach der Autofahrt durch die Stadt, bei den immer stärker werdenden Wehen, sehr entspannend und wohltuend. Meine Wehen wurden stärker, mein Zeitgefühl verlor sich, die Endorphine wurden ausgeschüttet und so leistete ich in sicherer und angenehmer Atmosphäre mit den mir vertrauten Personen über Stunden die Geburtsarbeit. Die Hebamme ermutigte mich, unterstützte mich und gab mir Sicherheit, dass alles richtig verläuft und ich die Kraft haben werde, das Kind auf die Welt zu bringen. In der Schlussphase der Geburt musste sie mich nochmals stark motivieren und mir genaue Anweisungen geben, was ich zu tun hatte. Nach etwa 10 Stunden und viel Power zum Schluss, kann unser gesundes Kind Linus zu Welt. Es war für mich so unfassbar, ein Kind geboren zu haben, dies lebendige Wesen in mit heranwachsen zu lassen und die Kraft und Stärke zu haben, ohne Schmerzmittel und Medikamente mit eigenen Kräften unserem Jungen das Leben geschenkt zu haben. Diese Augenblicke der Geburt sind die größten Erlebnisse seither für mich gewesen.

Als sich dann unser 2. Kind ankündigte, war für uns klar, wieder mit den Hebammen aus der Hebammenpraxis zu entbinden. Doch diesmal stellte sich die Frage nach Geburtshaus oder Hausgeburt. Wir redeten viel darüber und mein Mann war eher für das Geburtshaus, da er das Gefühl hatte, dort weniger Verantwortung für alles drum herum (warme Tücher, z.B.) tragen zu müssen. Doch nach mehreren Gesprächen auch mit den Hebammen entschieden wir uns für eine Hausgeburt. Wir konnten uns den Weg durch die Stadt sparen (erst mit Wehen und dann mit Neugeborenem) und unsere Wohnung gab mir dieselbe Vertrautheit und Sicherheit wie das Geburtshaus. Unsere nächsten Nachbarn erzählten wir von unserem „Vorhaben“, damit sie auf Laute unbekannter Art vorbereitet sind.

Als dann die Fruchtblase platzte und unser „Großer“ abgeholt wurde (dies war mir persönlich sehr wichtig), begannen die Wehen. Wir hielten telefonischen Kontakt mit der Hebamme während den anfänglichen Wehen. Nach etwa 1 Stunden wurden die Wehen plötzlich viel stärker und mein Mann drängte, die Hebamme wieder anzurufen. Sie machte sich gleich auf den Weg zu uns, doch in den 15-20 Minuten war der Geburtsverlauf rasant. Ich fühlte, dass ich das Kind bald gebären würde und fühlte, wie das Köpfchen Richtung Scheide vordrang. Ich war mir in dem Moment sicher, dass ich es schaffen würde, das Kind zusammen mit meinem Mann zur Welt zu bringen und das so auch in Ordnung ist. In voller geistiger Gegenwart holte ich die wasserdichte Unterlage aus der Hausgeburtskiste. Mein Mann nahm die aktuelle Situation nicht ganz als solche wahr. Doch plötzlich klingelte es doch an der Tür und die Hebamme kam und sah es mir wohl an, dass das Kind gleich geboren wird. Und so war es auch. Eine Presswehe folgte und unsere Siri war da – voller Lebensgeist. Ich war selbst etwas überrascht und überwältigt. Siri wurde in warme Tücher gewickelt und mir auf den Bauch gelegt. Und so lagen wir da in unserem Wohnzimmer vor dem lodernden Feuer des offenen Kamins, ein Gefühl der Glückseligkeit und Dankbarkeit überkam mich.

So haben wir 2 gute Erfahrungen ob im Geburtshaus oder als Hausgeburt und keine war besser oder schlechter als die andere. Nach der Hausgeburt war ich natürlich sehr froh, mich nicht mehr für die Heimfahrt richten zu müssen, sondern nur vom Wohnzimmer ins Schlafzimmer hinüber gehen zu dürfen. Und mein Mann war mit den Tüchern und der vielen Wäsche und dem Aufräumen hinterher wohl auch nicht überfordert.

An alle Hebammen ein ganz großes Danke für alles und jederzeit wieder mit euch 🙂

Dieser Texte unterliegt dem Urherberrecht. Eine Vervielfältigung oder Verbreitung – auch auszugsweise – bedarf der vorherigen Zustimmung des Urhebers.